Zweifel beim Prognostizieren

Wir hatten uns die Bucht Donji Statival für die Nacht ausgesucht. Sie schien optimal: Wind aus nord nordöstlicher Richtung war prognostiziert, im höchsten Fall 10 Knoten, gegen Mitternacht abnehmend auf Flaute. Die Vegetation verspricht eine ruhige Nacht: Im Gegensatz zum Umland ist die Bucht von Bäumen und Sträuchern umgeben. Ein Indiz für eine windgeschützte Angelegenheit. 

 

Um 22.30 Uhr wollen wir uns gerade schlafenlegen, als sich unser Boot schlagartig um 180 Grad dreht. Plötzlich haben wir Wind in die Bucht, etwa 15 Knoten. Nicht alle Welt, aber irgendwie zu viel, um einfach durchzuschlafen. Auch weil wir nicht wissen, ob der Wind nochmals dreht, ob er zunimmt, was auch immer. Es macht also irgendwie auch keinen Sinn, den Anker neu zu setzen. Damit heisst es nun: Ankerwache. Das ist kein Weltuntergang, aber eben doch anders, als geplant. Erst gegen 7.00 Uhr nimmt der Südwind, der zwischenzeitlich sogar über 20 Knoten erreicht, wieder ab.

 

Am nächsten Morgen telefonieren wir mit einem befreundeten Meteorologen. Was haben wir falsch gemacht? Nichts. Gemäss Prognose war unsere Einschätzung richtig. Es gibt aber lokale Phänomene, die in einer Prognose nicht abgebildet sind. Zwischen Inseln kann der Wind sich anders entwickeln, als dies zu erwarten wäre. Anders kann sich auch der Profi das Geschehene nicht erklären.

 

Was haben wir dabei gelernt? Nicht immer braucht man an sich zu zweifeln. Sicher wäre es aber nützlich gewesen, am Morgen die Fischer zu fragen, was sie vom Ankern in dieser Bucht halten. 

Logbucheintrag der "Tanja" am 27.9.2017 (© samisail 2017)
Logbucheintrag der "Tanja" am 27.9.2017 (© samisail 2017)

 

 


   

"Es gibt lokale Phänomene, die in einer Prognose nicht abgebildet sind. Zwischen Inseln kann sich der Wind anders entwickeln, als die zu erwarten wäre."